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Bremen braucht eine Qualifizierungsoffensive

Arbeitnehmerkammer legt ersten Erwerbslosigkeitsbericht für das Land Bremen vor

Foto: Kay Michalak

Die Arbeitslosigkeit und die Anspannung am Arbeitsmarkt im Land Bremen haben sich mit der Coronakrise verschärft. Nie zuvor waren so viele Beschäftigte von Kurzarbeit betroffen wie im Sommer 2020, der Ausbildungsmarkt erlebte einen Einbruch, die Arbeitslosigkeit und Langzeitarbeitslosigkeit sind erneut gestiegen. Dies geht aus der Studie „Gut beraten, vielfältig fördern, Armut verhindern“ hervor, in der die Arbeitnehmerkammer die Entwicklung der Arbeitslosigkeit in Bremen und Bremerhaven skizziert und Handlungsempfehlungen gibt. „Damit mehr Menschen langfristig eine Chance haben, sich ihren Lebensunterhalt selbst zu erarbeiten, müssen Politik und Wirtschaft die berufliche Weiterbildung stärker fördern. Wir brauchen eine Qualfizierungsoffensive für das Land Bremen“, betont Ingo Schierenbeck, Hauptgeschäftsführer der Arbeitnehmerkammer Bremen.

Zu wenig Arbeitsplätze für die Menschen im Land Bremen

Bis zu Beginn der Coronakrise war das Land Bremen auf einem recht guten Weg, berichtet Schierenbeck. „Es gab deutliche Zuwächse bei der Beschäftigung, die Zahl der Arbeitslosen ging langsam zurück und auch die Langzeitarbeitslosigkeit sank kontinuierlich.“ Dann habe die Corona-Pandemie den Arbeitsmarkt erreicht. Allerdings: Ein deutliches Missverhältnis zwischen Arbeitskräfteangebot und Nachfrage habe schon vor der aktuellen Krise bestanden. „Betrachtet man die gemeldeten Arbeitsuchenden und die Stellenangebote, dann sind wir im Land Bremen mit einem Defizit von etwa 52.000 Arbeitsplätzen in das Jahr 2020 gestartet. Und dann kam die Coronakrise noch obendrauf“, ergänzt Regine Geraedts, Referentin für Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik bei der Arbeitnehmerkammer und Autorin der Studie.

Qualifikationen spielen eine immer wichtigere Rolle

Doch die Lücke zwischen offenen Arbeitsstellen und Arbeitsuchenden ist nicht das einzige Problem am Bremer Arbeitsmarkt. Die Beschäftigung konzentriert sich vor allem auf Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit beruflichen und auch mit akademischen Abschlüssen. Der Anteil der Arbeitsplätze für An- und Ungelernte ist über die Jahre kontinuierlich zurückgegangen. Angesichts einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt mit steigenden Anforderungen wird sich dieser Rückgang voraussichtlich fortsetzen.

„Ohne Berufsabschluss ist das Risiko hoch, arbeitslos zu sein und es lange zu bleiben“, betont Geraedts. Zwei Drittel der Arbeitslosen verfügen nicht über eine abgeschlossene Berufsausbildung. Bei den Langzeitarbeitslosen sind es etwa 70 Prozent. In den kommenden Jahren wird mit den sogenannten Babyboomern eine gut ausgebildete Generation in die Rente gehen, während zugleich der wirtschaftliche Strukturwandel nach Fachkräften verlangt. „Wir könnten schon bald in eine paradox erscheinende Situation kommen, in der offene Arbeitsstellen nur schwer oder gar nicht besetzt werden können, während das Niveau der Arbeitslosigkeit steigt“, warnt Geraedts.

Eine Qualifizierungsoffensive für das Land Bremen

Die Lösungen liegen laut Studie auf der Hand: Arbeitsuchende müssen nachträglich die Möglichkeit auf einen Berufsabschluss erhalten und für die neu in den Arbeitsmarkt eintretende junge Generation sollten ausreichend Ausbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen. „Bremen und Bremerhaven brauchen eine Qualifizierungsoffensive, die in berufliche Aus- und Weiterbildung investiert und möglichst viele Menschen einen Berufsabschluss ermöglicht“, betont Schierenbeck.

Qualifizierungsgeld einführen und Berufsabschlüsse fördern

Gerade Geringverdienerinnen und Geringverdiener sowie Beschäftigte ohne Berufsabschluss haben weniger Chancen auf eine Weiterbildungsförderung durch den Arbeitgeber. „Hier besteht dringender Handlungsbedarf“, betont Schierenbeck. Das Land Bremen sollte deshalb ein Qualifizierungsgeldeinführen, das allen Menschen in Bremerhaven und Bremen zur Verfügung steht, die einen beruflichen Abschluss nachholen wollen – Hartz-IV- und Arbeitslosengeld-Empfängern ebenso wie Beschäftigten. „Mit einem Qualifizierungsgeld wäre eine längere Phase der Weiterbildung auch für Geringverdiener attraktiv“, betont Schierenbeck. 

Zudem fordert die Arbeitnehmerkammer das Land Bremen auf, öffentlich geförderte Beschäftigung besser zu nutzen. So sollten diejenigen, die auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt eine geförderte Beschäftigung gefunden haben, auch die Möglichkeit auf einen Berufsabschluss erhalten. Das Teilhabechancengesetz des Bundes, über das unter anderem Langzeitarbeitsuchende eine sozialversicherte Beschäftigung erhalten können, ließe es zu, Arbeit und Lernen zu verbinden. „Die fünf Jahre Förderung einer sozialversicherten Beschäftigung durch den Bund könnte mit einem Landesprogramm ergänzt werden, das dabei hilft, in dieser Zeit einen Berufsabschluss zu erreichen. Dadurch entstehen  dauerhafte Chancen auf dem Arbeitsmarkt“, schlägt Studienautorin Regine Geraedts vor.

„Wir brauchen politische Antworten auf einen beschleunigten wirtschaftlichen Strukturwandel und eine sich immer schneller verändernde Arbeitswelt: Eine gute soziale Absicherung für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und eine Arbeitsmarktpolitik, die berufliche Ein- und Umstiege ermöglicht, Abstiege verhindert und auch die mitnimmt, die am Arbeitsmarkt chancenlos bleiben“, zeigt sich Ingo Schierenbeck überzeugt.

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  • Arbeitnehmerkammer legt ersten Erwerbslosigkeitsbericht für das Land Bremen vor

    Juli 2021

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