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Systemrelevante Berufe im Land Bremen

Oft unterbezahlt, häufig wenig beachtet, aber in Zeiten der Covid-19-Pandemie besonders gefordert

Die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie hat massive Auswirkung auf die Wirtschaft und die Arbeitsbedingungen der Beschäftigten – auch im Land Bremen. Während viele Unternehmen ihre Produktion herunterfahren und viele Menschen in Kurzarbeit gehen müssen, gibt es Bereiche, die gerade in Krisenzeiten besonders gefordert sind.

Foto: Colourbox

Zur Zeit stehen die Beschäftigten in Krankenhäusern, Pflegeheimen und im Einzelhandel besonders im Fokus. Dies sind aber nicht die einzigen Berufe, die gegenwärtig unverzichtbar sind und deshalb als systemrelevant bezeichnet werden. Auch der Bereich der Logistik, die Produktion von Lebensmitteln oder die Ver- und Entsorgung zählen beispielsweise dazu. Trotz der besonderen Bedeutung, die diese Berufe für das Funktionieren der Gesellschaft haben, gilt für viele, dass sie schlechter bezahlt und oft von atypischen Beschäftigungsverhältnissen geprägt sind und vor allem Frauen hier arbeiten. Dies trifft auch auf die systemrelevanten Berufe im Land Bremen zu. Deshalb sollten die Erfahrungen aus der Corona-Krise genutzt werden, um diese Berufe aufzuwerten und tariflich abzusichern.

Insgesamt arbeiten im Land Bremen knapp 115.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte in systemrelevanten Berufen. 54 Prozent von ihnen sind Frauen. Obwohl das Einkommen in den Berufen der Human- und Zahnmedizin fast 3.000 Euro über dem Mittelwert aller Berufe liegt, sind die Entgelte in der vielen systemrelevanten Berufe gering: Fast 31.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte beziehen ein mittleres Bruttomonatsentgelt, das über dem Mittelwert von 3.474 Euro liegt, aber mehr als doppelt so viele – nämlich fast 84.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte – verdienen (zum Teil deutlich) weniger. Am geringsten sind die Einkommen der Arbeitnehmer*innen, die im Verkauf von Lebensmitteln arbeiten.

Auch hinsichtlich der Beschäftigungsverhältnisse zeigt sich, dass der Anteil an Vollzeitstellen in den systemrelevanten Berufen geringer ist, als über alle Berufe hinweg. Teilzeitstellen und Minijobs sind hingegen häufiger vertreten. Ebenso vielschichtig wie die Arbeitsverhältnisse und Einkommen sind auch die Anforderungsniveaus der Tätigkeiten, die in den systemrelevanten Berufen ausgeübt werden. Zwar sind in den Berufen der Human- und Zahnmedizin ausschließlich Expertinnen und Experten tätig, ein Großteil dieser Berufe wird allerdings von Arbeitnehmer*innen ausgeübt, die über eine abgeschlossene Berufsausbildung verfügen. Der Anteil von Spezialist*innen und Expert*innen ist im Vergleich zum Durchschnitt aller Berufe niedriger. In Zeiten der Krise sind also keineswegs nur Akademiker*innen gefordert, um sicherzustellen, dass die Gesellschaft funktioniert.

Bonuszahlungen sind gut – Tarifverträge sind besser: Die richtigen Schlüsse aus der Krise ziehen und systemrelevante Berufe aufwerten

Die Ausbreitung der Covid-19-Pandemie hat vor Augen geführt, welche Berufsgruppen für das Funktionieren einer Gesellschaft einen besonderen Stellenwert haben. Das sollte gerade diesen Beschäftigten zu besseren Arbeitsbedingungen verhelfen. Für die Beschäftigten in den Krankenhäusern muss sich dies in guten Tarifabschlüssen niederschlagen – dies gilt besonders für die privaten Kliniken. Um die hohe Arbeitsbelastung zu reduzieren, ist es erforderlich zu einer bedarfsgerechten Personalbemessung zu kommen, anstatt wie bisher nur Personaluntergrenzen festzulegen. In der Altenpflege muss zudem ein flächendeckender Tarifvertrag für die Altenpflege realisiert werden. Insbesondere vor dem Hintergrund der Einführung der generalistischen Ausbildung in der Pflege ist es außerdem notwendig, auch die Löhne in der Alten- und Krankenpflege anzugleichen.

Auch für Beschäftigten, die in Lebensmittelgeschäften, Supermärkten und Discountern arbeiten müssen sich ebenfalls nach der Krise die Arbeitsbedingungen verbessern. Da der harte Preiskampf im Einzelhandel häufig über eine Senkung der Personalkosten ausgetragen wird, ist es dringend erforderlich hier über allgemeinverbindliche Tarifverträge gegenzusteuern. Derzeit sind die Hürden für Allgemeinverbindlichkeitserklärungen allerdings so hoch, dass ein solcher Schritt eine Gesetzesänderung auf Bundesebene erfordert.

Auch für die Beschäftigten in den anderen systemrelevanten Berufen gilt: Ein „Weiter so“ darf es hier nicht geben. Im Gegenteil: Die wichtige Arbeit, die von diesen Arbeitnehmer*innen geleistet wird, muss auch über die Krise hinaus gewürdigt werden – mit besseren Löhnen und guten, möglichst flächendeckenden Tarifverträgen.

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