Galerie der Arbeitswelt

Der Konditor

Klaben schieben

Kevin Hartmann macht eine Ausbildung zum Konditor. Seine zweite, denn die Leidenschaft fürs Dekorieren konnte er im Bäckerhandwerk nicht ausleben.

Text: Melanie Öhlenbach - Foto: Kay Michalak

Beherzt und mit dicken Handschuhen holt Kevin Hartmann die langen, heißen Formen aus dem Ofen und stellt sie auf dem Tisch ab. Die Backstube füllt sich mit dem süßlichen Duft, den viele Bremerinnen und Bremer mit Weihnachten verbinden. Es duftet nach frischem Hefeteig, nach Rosinen und Zitronen. Es duftet nach Bremer Klaben.

Kevin Hartmann hat in diesem Herbst seine ersten Klaben „geschoben“, wie die Profis das Ausbacken von  Teigwaren nennen. In der Konditorei Stecker in der Knochenhauerstraße lernt er das Konditorenhandwerk. Ein Kindheitstraum: „Schon als kleiner Junge habe ich gern mit meiner Mutter und meiner Oma gebacken, in der achten Klasse ein Praktikum bei einem Konditor gemacht“, sagt der 23-Jährige aus Kattenturm, während er den Teig für die nächsten Klaben knetet, mit dem Wellholz verdichtet und in Form bringt. Viereinhalb Kilo wiegt jeder Kuchen, der nach einer Ruhezeit wieder im Ofen verschwindet. Die Hälfte davon besteht aus Früchten und Gewürzen – so verlangt es die Tradition. Der Lehrling meistert das Gewicht mit einer Leichtigkeit, als würde er Brötchen backen. Tatsächlich war dies auch mal der Fall.

Zuerst hat Kevin Hartmann erfolgreich eine Bäckerlehre gemacht. Doch im Laufe dieser Ausbildung wurde ihm klar: „Als Konditor kann ich viel vielseitiger arbeiten.“ Also kehrte er nach dem Abschluss in die Knochenhauerstraße zurück, wo er schon einmal in den Beruf des Konditors hineingeschnuppert hatte, und lernt dort nun alle Finessen des Handwerks: Süßes und herzhaftes Feingebäck herstellen, Pralinen,  Schokoladen und Eis machen, Kuchen und Torten entwerfen, backen und dekorieren. Die Theorie dazu lernt er im Blockunterricht in der Berufsschule, dem Schulzentrum Rübekamp in Walle.

Der Arbeitstag für Kevin Hartmann und die übrigen vier Lehrlinge beginnt in der Regel um fünf Uhr morgens. Nur sonnabends legen sie, die drei Gesellen und der Altmeister, eine Nachtschicht ab ein Uhr ein, damit sie das Wochenende so lange wie möglich freihaben. Wenn der 23-Jährige an seinen Arbeitsplatz kommt, kocht er zunächst einmal  Kaffee für alle, bevor er mit den anderen den Backzettel abarbeitet. Auf dieser Liste vermerken die Kolleginnen aus dem Verkauf, was für den Tag gebraucht wird. In den Wochen vor Weihnachten ist in der Backstube besonders viel zu tun, auch weil viele Geschäftskunden Kekse, Feingebäck und natürlich Klaben ordern.

Diese Zeit liegt Kevin Hartmann nicht so sehr – nicht wegen der Hektik und dem Stress, sondern weil er dann viel weniger Zeit hat, sich seiner eigentlichen Leidenschaft zu widmen: Sahnetorten dekorieren. „Ich mag feine und akkurate Arbeiten. Beim Dekorieren muss man ordentlich und aufmerksam sein, denn den kleinsten Fehler sieht man sofort.“

In diesem Bereich will er weitermachen. Sein Ziel nach der Gesellenprüfung im kommenden Jahr hat er daher schon jetzt fest im Blick: In einer Konditorei in Wien anfangen. „In Wien machen sie die besten, schönsten Sahnetorten. Es wäre ein Traum, dort mit Gleichgesinnten zu arbeiten“, sagt er. Die Gelegenheit, potenzielle Arbeitgeber kennenzulernen, bietet sich ihm bereits im November: Dann geht es zur Studienfahrt in die traditionelle Hochburg der Feinbäckerei. 

Der Konditor AKB003_IconInfo

Wenn es um feine Backwaren und Naschereien geht, sind Konditore ganz in ihrem Element. Mit einem guten  Hauptschulabschluss hat man reelle Chancen auf einen Ausbildungsplatz, wenn man Gestaltungstalent, handwerkliches Geschick und Fingerspitzengefühl mitbringt und gerne sauber und präzise arbeitet. Drei Jahre lang dauert die Lehre regulär. Wie in allen Handwerksberufen kann man nach der Gesellenprüfung noch seinen Meister machen.

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